Karl!

 

Karl? Möglicherweise ist Karl lediglich eine Option, doch auch das dann eher abstrakt. Karl könnte dick sein, oder dünn sein, vielleicht, oder nicht, oder doch, oder vielleicht doch nicht?  Karl ist einfach da, doch nicht dabei.

 

Karl trägt den allgemeinsten aller Namen. Historisch bedeutet Karl wohl schlicht der Kerl, der Mann - und im Zeitalter der Gleichberechtigung von Mann und Frau wohl endlich auch: der Mensch.

 

Karls eigentliches Wesen ist das eines Betrachters, eines Zuschauers mit gelegentlichem Hang zum Kommentar - in der Loge, im Parkett, auf den Stehplätzen, zeitweilig sogar selbst mit auf der Bühne seines eigenen Schauspiels. Karl wird immer relativieren, was eindeutig und einzigartig scheint, was er sieht, erlebt. Karl ist so unbewusst wie aufmerksam, immer bereit, keine Stellung zu beziehen, alles von allen Seiten zu betrachten - ausführlich, sofern überhaupt etwas  zu sehen ist - und dann ist er doch wieder beseelt vom Wunsch, mitten drin und dabei zu sein. Karl ist ein hoffnungsloser Optimist in eigener Sache.

 

Karl könnte ans Herz gehen, Karl nervt, Karl ist gelegentlich unterhaltsam in seiner immer währenden Unentschiedenheit. Wo Karl besonders sein möchte, ist er zugleich besonders banal, sogar kitschig. Versinkt Karl in Unwichtigkeit, erscheint er irgendwie wahrnehmbar.

 

Karl relativiert – was immer das für eine Figur wie Karl  bedeuten mag. Eindeutige Positionen sind nicht seine Sache,  die Erkenntnis des ewigen Gegenteils wirft ihm immer wieder gedankliche Knüppel zwischen die Beine. So stolpert Karl durchs Leben. Welches Leben ?